Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

95 - als unserm Vaterland und Europa vielleicht Jahre der Verwirrung und des Unglücks zu ersparen. Ich danke Ihnen, da_ß Sie offiziell festgestellt haben, wie national. und spontan diese Manifestation war. W.enn ich mich zu .dieser immensen Zustimmung beglückwünsche, so ist das nicht aus Stolz, sondern weil sie mir die Kraft gibt, so zu sprechen und zu handeln, wie es sich für den Führe·r ,einer so großen Nation wie der unsrigen ziemt." Und eindreiviertel Jahr später sprach er in Bordeaux das berühmte Wort: ,,Das Kaiserreich ist der Friede." - Man weiß., was es in Wirklichkeit war. Vestigia terrent. Die Opposition gegen den Fascismus Der Novemberputsch rjef zunächst e_ine allgemeine Ve:rwir-rung hervo.r. Wie jede gewaltsam,e Regierungsänderung - zwischen Revolution und Reaktion. besteht ja rein formal kein Unterschied - fand er keine Macht vor, die er ernsthaft zu bekämpfen nötig hatte. Er stürzte nur, was schon fiel. Die proletarischen Parteien waren ermattet und gespalten, die bürgerliche Linke verkroch sich feige, die Kamm,er verzichtete auf jede Initiative, und die Regie•- rung Facta durfte keinen Widerstand leisten. Erst langsam begannen sich die der Diktatur feindlichen Kräfte wieder zu sammeln oder neu zu bilden. Obgleich dieser Prozeß noch keineswegs abgeschlossen ist, kann man die verschiedenen Richtungen der Opposition schon deutlich erkennen und ihre Entwicklungsmöglidhkdten abschätzen. · Die nächstliegende Gefahr droht dabei dem Fascismus aus1 s,einen eigenen Reihen. Es hat sich nämlich seit 1919 nicht nurdie Politik des Fascismus geändert, auch die Zusammensetzung seiner Mitglieder ist eine andere gewo-rden. Nach dem gelungene:n Staatsstreich kamen, wie immer in solchen Fällen, die Streber und die Opportunisten zu der Partei, und, soweit sie Kenntnisse u,.-Jd Erfahrungen im öffentlichen Leben besaßen, mußten sie obendrein herzlich bewillkommnet werden. Die jungen Leute aus der Aera 1919 bis 1922 sahen nun nicht nur das alte Programm Punkt für Punkt verschwinden, sie sahen und sehen sich auch von jenen benachteiligt, die das schwarze Hemd erst nach dem Siege angezog•en haben. Die Wahrheit ist, daß zahlreiche „ursprüngliche" Fascisten freiwillig oder zwangsweise die Partei verlassen haben„ und bei den Wahlen gab es auch Listen dieser dissidierenden Fascisten. Ihre Führer - Misuri, Corgini, Padovani, .Calza Bini - werden natürlich von den ehemaligen Genossen auf das heftigste bekämpft; auf Misuri ist sogar ein Attentat verübt worden und gegen ihre, -

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