- 93 - gesiegt gegen das Proletariat, mit dem Kleinbürgertum, unter wohlwollender Duldung des Kapitals. So mußte er werden, was er ist: eine hierarchische Diktatur. De r F a s c i s m :u s i s t ü b e r - h au p t k e i n e I de e - e r i s t e in e M e t h o ~ e. Die Methode der antidemokratischen, . antiparlamentarischen Gewalt. Ihr allein ist er treu geblieben, mit ihr hat er gesiegt, mit ihr allein hält er .sich an der Macht. Parteinamen pflegen in der Regel nicht viel zu besagen, das Wort Fascismrus macht eine Ausnahme. Die Tendenz des Rutenbündels bezeichnet ganz vortrefflich den Büttel• _geist und den Knechtungswillen der gegenwärtigen Beherrscher Italiens. Sie sind nur die Liktoren, die die Quadriga Mussolinis' hegleiten. Aber der Fascismus regiert, das heiß.t, er· kann sich nicht mehr ,einer Stellungnahme zu dem Gesamtkomplex aller Probleme des -öffentlichen Lebens entziehen. Er regiert mit der fascistischen Methode. Die Frage ist: In welcher Richtung? Wir haben seine wichtigsten Taten und Pläne gesehen: Verkauf der Staatsmonopole, Unterstützung der halbbankrotten Schwerindustrie, Aufhebung des Mieterschutzes, Verminderung der Ueberstundensätze unter der Form einer Sicherung des Achtstundentages. Alles Maßnahm·en. zugunsten des Kapitals und zum Nachteil des Proletariats. Mit -einem Wort: Der Fascismus regiert wie ein Protektionist von Rasse. Er ist in einem Augenblick ans Ruder gekommen, in dem Kapital und Proletariat gleich geschwächt waren. Das Kleinbürger- -turn, das in Italien noch eine gewisse ökonomische Kraft und Un- .abhängigkeit bewahrt hat, gab ihm die' Basis, auf der er sich zwischen diese beiden Klassen schieben konnte. Man kann seinen ..Führern ruhig glauben, daß sie den aufrichtigen Wunsch hatten, auf dieser Basis zu regieren und wie die göttliche Gerechtigkeit nach links und rechts gute und schlechte Gaben zu verteilen. Aber .der verflossene Zeitraum hat ausgereicht, um mit völliger Deutlichkeit zu beweisen, daß eine Politik zwischen den beiden entscheidenden Klassen des modernen Staates auch in Italien nicht mehr .möglich ist, daß auch die fascistische Regierung sich nicht zwischen Hammer und Amboß stellen kann. Die Diktatur hat nicht ge- _schwankt - und konnte es ihrem Ursprung zufolge auch gar nicht -, nach welcher Seite sie fallen sollte. Mit jeder ihrer Handlungen hat sie sich dem Kapital um einen Schritt weiter genähert;, und schon glauben die Industriellen rund Großgrundbesitzer die Zeit gekommen, wo sie sich auch der lästigen Fessel der Harmoniegewerkschaften entziehen können. Als der Fascismus zur Macht kam, war er nur reaktionär in seiner Methode, heute ist er es auch in seinem Inhalt. Seine Diktatur ist nicht die Diktatur einer Klasse. Kapital und Kleinbürgertum haben ihre Macht - selbstverständlich nicht for-
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