- 91 · ,,Was mich betrifft, so habe ich das Bewußtsein, meine Pflicht erfüllt zu haben. Ich habe mich angesehen und ich sehe mich an als einen Soldaten, der eine ernste und heilige Aufgabe .auszuführen h.at. Dieser Aufgabe bin ich tr,eu. An der Regierung r.1 bleiben., ist auch ein Problem des Willens: wenn man will, bleibt man an der Regierung. Und daß ich an der Regierung bleiben will, ist gewiß nicht wegen des Vergnügens, jeden Tag viele Stundei:i zu arbeiten, oft bedrückt von Ver.antwortungen zu sein, die die Adern und die Pulse zittern lassen. Wenn es einen Menschen in Italien gibt, der riicht frei ist, so bin ich es. Aber ich nehme diese Sklaverei als den höchsten Lohn an, der mir im Leben zukommen könnte. Glaubt nicht den Narren: ich bin Fascist, und ich bin dem· Fascismus treu. Die Dissidenten mißbrauchen nichts mehr als meinen Namen. Wer gegen den Fascismus und gegen die Partei ist, ist . notwendigerweise gegen die Regierung und gegen mich. Ich schwöre euch, ich schwöre dem Gedächtnis aller unserer Märtyrer„ und ich schwöre es; sicher, euren intimen Gedanken auszudrücken, daß wir gestern wie heute und heute wie morgen, wenn es sich um das· Vaterland und den Fascismus handelt, bereit. sind zu töten und bereit sind zu sterben !u Diese Rede ist nicht in Moskau giehalten. Und in Italien ist· die Diktatur keine verfassungsmäßige Institution. Kein Gesetz gibt dem Ministerpräsidenten ein Recht zu töten, wenn es sich. um· seine! Partei ·handelt; das Verbleiben an der Regierung hängt auch nicht von seinem Willen, sondern allein von dem Willen der Kammer ab. Denn Italien, so w'ie es von Cavour geschaffen, von Crispi, GioHtti: und -ein paar weniger glänzenden Namen regiert. worden, ist ein liberal-demokratischer Staat. An dieser historischen Tatsache ist formal nichts geändert. Aber es kommt ja nicht auf die Form, sondern auf den Inhalt an. U.nd der Inhalt des fascistischen Italien ist MussoHni, für den es kein höheres Gesetz als die Macht, kein stärkeres Argument als die Gewalt gibt. Das Wesen des Fascismus Daß eine Partei, die ein heroisch-sentimentales Programm mit den gewaltsamen Methoden von Banditen verbindet, im Zeitraum von knapp drei Jahren in einem demokratischen lande förmlich aus dem Nichts entstehen und die Macht ergreifen kann, erscheint selbst angesichts der Wirklichkeit so ungeheuerlich, daß man sich erst die ganze· politische Lag,e der Gegenwart vor Augen halten muß, um es für möglich zu halten. Ich habe in den vorhergehenden ._,,. Kapiteln darg,elegt, wie die wirtschaftlichen Folgen des Krieges
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