- 84ein Program.m ganz gut entbehr,en darf, wenn man auf einen Diktator hinweisen kann. Aber was ist denn nun jetzt die offizielle Idee des Fascismus, jetzt,. da er nach so vielen Wandlungen eine rein k~onservati~ Machtpolitik treibt? Die Wahrheit zu sagen, ist sie immer noch so armselig· wie im Jahre 1919. Noch immer hat er dieselbe Scheu vor U:eberzeugung,en, dens,elben Mangel an groß.en Gesichtspunkten. Noch immer wird der Hauptteil seiner zahlreichen Veranstaltungen, der Inhalt seiner Verlautbarungen von jenen phrasenhaften Schlagworten bestritten, in denen die Worte Mythos und R1 eligion 1 einen bedeutenden Platz einnehmen. Der Fascismus ist eben ·eigentlich gar keine Partei, er ist immer noch - und seit der Umbildung der Fascis zur nationalen Miliz m,ehr als je - eine militärische Organisation mit einem Fahneneid anstatt einer Ein- , sieht. Der Kampf gegen den Bolschewismus genügt selbstverständlich nicht 11).•ehrals Feldgeschr,ei.- An sein1 e Stelle ist eine andere Negation. getreten, die früher nur eine Nebenrolle spielte, augenblicklich jedoch auch taktisch sehr verw·endbar ist: der Antidemokratismus. Wi,e sich die Fascisten ihr Staatsideal im Grunde vorsteflen, wieiß kein M1ensch. Augenscheinlich halten sie den gegenwärtigen Zustand, in dem ihr,e Diktatur jede andere Meinung unterdrückt, für den idealen. Im Mai 1923 verherrlichte Mussolini in seiner Z1 eitschrift „Gerarchia" di•e· Gewalt als das Wesen aller Regierungslrunst, und in der Kammer definierte er den Untenschied zwischen demokratischem und fascistischem ·staat kurz und bündig: ,,Der demokratische Staat verteidigt sich gegen seine Feinde, der fascistische Staat greift sie an!" Und unmittelbar vor den Wahlen erklärte er: ,,Die Freiheit ist kein Recht; sie ist keine Pflicht. Sie ist nicht ein Geschenk: sie ist eine Eroberung; sie ist keine Gleichheit: sie ist ein Privileg. Im übrigen bedeutet die Gewalt Zustimmung. Es kann keine Gewalt ·sein ohne Zustimmung, und 'Zustimmung kann es nicht geben ohne Gewalt." Hier ist der Punkt, wo der Fasoismus sich in seinen Methoden vollständig mit denen des Bolschewismus deckt. Das ist die gleiche Diktatur„ die nur die Gewalt als Argument anerkennt, die gleiche Reaktion, die keine menschlichen Erwägungen kennt, die gleiche Selbstherrlichkeit, die allein das Geheimnis des echten Ringes zu besitzen vorgibt · Doch es hieße den Bolschewismus zu tief herabsetzen, wollte man ihn auf dieselbe Stufe mit dem Fascism'USsteilen. Der Bolschewismus hat doch bei aUen sein-en Fe.hlern und Vergehen eine ökonomische Vorstellung, eine ethisch-kulturelle Idee. Was hat dagegen der Fascismus? Heben wir ruhig ein paar Perlen aus seinem Schatze auf. Nun wohl, er ist ein ,,Mythos" - aber ein Mythos
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