- 83 - schimpfte; er führte den Sturm auf den „Avan ti" an ; und die fascistische Wahlliste von 1919 begann folgendermaßen: MussoHni, Schöpfer des Fascismus. Marinetti, Schöpfer des Futurismus. Der· Schöpf.er des Fu~rismus ist auf den Einfluß, den er auf den Fascismus ausgeübt hat, überaus stolz. Er hat ein Buch „Futurismus und Fascismus" v•eröffentlicht, in dem er erklärt, daßi „Vittorio Veneto und der Sieg des Fascismus die Verwirklichung des futur.istischen Minimalprogramms darsteU.en". Und mit Genugtuung zitiert er eine futuristische R,ede Mussolinis, die er vor ausländischen Journalisten gehalten hat: ,,Wir sind ein junges Volk, das schöpf.erisch sein will und muß und es zurückweist, eine Gewerkschaft von Hoteliers und Museumswärtern zu sein. Unsere künstlerische Vergangenheit ist bewunderungswert. Aber was mich betrifft, so werde ich im ganzen höchstens zweimal in einemc Museum gewesen sein." Di,e Futuristen hatten vor dem Kriege allerdings in der Hauptsache nur Kritiker geohrfejgt. Die Fascisten übertrugen diese Methoden nun auf ein größeres Feld. Sie machten aus der Literatur; di,e Demagogie, aus dem schönen Stil die Phrase, aus der Träumerei den Gemeinplatz. Für das größere, reinere Italien raubten und mordeten sie, zündeten sie Arbeiterkammern und Zeitungen an. . In zwei wichtigen Punkten sihd die futuristischen Ideen freilich den nationalistischen unterlegen. Die Fascisten haben ihren Antimonarchismus und Antiklerikalismus aufgegeben. Aber sie . haben sich noch niemals unzweideutig zu dem theokratischen Royalismus der Nationalisten bekannt. Und die reinen Futuristen bilden immer noch eine starke Gruppe innerhalb der Partei. Es ist daher nicht ohne Bedeutung, wenn Marinetti 1924 schrieb: ,,Wir Futuristen sprechen vom Imperium, überzeugt und erfreut, uns morgen zu schlagen. Wir wollen die italienische Jugend vorbereiten, der sicheren, v•ielleicht sehr nahen, gewiß überaus heftigen Umwälzri.l.l1g imperfalistisch, das heißt räuberisch zu begegnen." Noch ein anderer Grund erklärt schließlich den Erfolg des Fascismus beim Kleinbürgertum. Er hatte einen Führer. Die Masse, besonders in Italien, will anbeten. Sie sucht hinter federn Donner den Gott, hinter jeder Kanone den Helden, hinter jedem großen Maul das Genie. Sie fan4- hinter dem Fascismus ihren Mussolini. Die sozialistische Revolution hatte niemand. Lenin war fern, und Mussolini war da: der „Führer", der Mann mit dem ,,Löwengesicht", mit den „napoleonischen" Gesten, der Mann, in dem der ganze Fascismus zu kul- -...m·inierenscheint. In der lächerlichen Vergötterung, die die fascistische Propaganda mit ihm· treibt, findet sich Wirkliche Naivität mit der gar nicht dummen Spekulation zusammen, daß man eine Idee i:.tnd
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