.. - 82V1ersuch, der dem Lande die Freundschaft seiner Verbündeten kosten konnte. Aber war das nicht eine Wiederhol1Ung jener tollkühnen Fahrt der Taus,end, die mit zwei Schiff,~n ausfuhren und das Königreich. beider SiziHen insurgierten? War ·das nicht die Wiederkehr j,ener Garibaldinischen Hieldenzeit, die alle Partei,en der Nation gleichermaßen verehren? Führen die Schwarzhemden nicht nur das Werk fort, das ihre Väter in roten Hemden ruhmreich begonnen ·h~ben? D'Annunzio •ist nicht Fascist und nicht Nationalist. Aber er hat das Feld gepflügt, auf dem der F.ascismus geerntet hat. _In dieser dannunzianisch-nationalistischen ldeol,ogie fand der Fascismus die Phraseologie, die, er nötig hatte,. um die Massen des Kleinbürgertums betrunken zu machen. Diese Tendenz~n waren vor dem Kriege kaum verbreitet. Sie waren die Spielerei gewisser Iiterari• scher Zirkel,. und auch später, als die Nationalisten sie annahmen~ erfüllten sie, entsprech~nd der Zusammensetzung dieser Partei, hauptsäcWicµ die Köpfe der goldenen Jugend, die zum blauen Hemd w1 eiße 'Handschuhe trug, und 'über deren Exklusivität gewissermaßen das M·otto. stand:· od! profanum vulgus et arceo. ' Wenn di1 e Fasdsten es fertig -bekamen, diese Gedanken zu vulgarisieren, sie zum Eigentum der groß,en Masse und sogar zur Staatside~ zu machen, so verdank•en si,e das dem Einfluß einer ga.nz andern, wenn auch gleichfalls literarischen Bewegung: dem Futurismus. Von d' Annwizio übernahmen sie die theatralische Choregraphte, den r-öm.ischen Gi:uß, den Schlachtruf eja, eja - allala. Di,e freche Demagogie und die Gewaltakte dagegen sind das „gei~ stige" Eig,entum F. T~ Marinettis. Selbst ein so objektiver Be-obachter wie der Sozialist J-abr1ola hat anerkannt, daß die ganze junge Q.en:eration Italiens entweder v,on d' Annunzio oder von Marinetti ' beeinflußt ist. Auch der Futurismus war frieilich nur die Theorie eines recht kleinen Kreises, der dem großen Publikum lediglich Stoff zum Lachen gab. Aher wenigstens sein politisches. Programm. erhielt durch den Krieg ein~ offizielle Rechtfertigung. Bereits 1909 hatte Marinetti Triest für Italien g,efordert, und der Satz: ,,Nieder mit Oesterr•eich !" stand . s,eitdem in jedem seiner Manifeste. In dem ,,Politischen Programm des Futurismus" forderte er „eine zynische, schlaue, aggressive Außenpolitik, Antiklerikalismus und Antisozialismus, Irredentismus, Panitalianismus, die Vorherrschaft Italiens und den Krieg gegen Oesterreich", und das Wort: ,,Der Krieg, einzige Hygiene der Welt" ist geradezu ein Leitmotiv des Futurismus. Marinetti war es, der schon im September 1914 die erste Demonstratkm für die Interv,ention an der Seite der Entente eintrat)\ und als im April 1915 Mussolini zu ihm gestoß,en war, wurden die beiden mehrmals zusammen arretiert. Mari.netti war es auch, der von der Kammertribüne den Ministerpräsidenten Nitti be- ..
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