- 79 - • Bürger, der Aufrührerischen gegen die Ordnungsliebenden. Im Laufe des Jahres 1920, als sie den Kampf gegen die sozialistische Revolution zu ihrer Hauptaufgabe machten, hörten diese Deklamationen ihres Jünglingsalters natürlich auf. Aber sie sind keines-- w,egs als offen und unzweideutig kapitalistis·che Partei an die Macht gekommen. · Gesiegt haben si,e vielmehr als die Partei des Mittelstandes. Das Kleinbürgertum begrüßte sie als die· Retter aus dem Chaos der widerstreitenden Interessen, als die Partei des Ausgleichs zwischen Kapitalismus und Sozialismus, als die Bringer von Ruhe und Arbeitsmöglichkeit nach einer halbr,evolutionären · Periode, in der das öffentliche Leben vom Streit der verschiedenen Gruppen erfüllt war,· während tatenlose Regierungen zum Zuschauen verurteilt waren. Eine -Regierung der Stärke, der Arbeit, der Ordnungund der nationalen Größe: das hoffte das italienische Kleinbürgertum vom F ascismus. Sein revolutionäres Gebaren störte es dabei wenig. In Italien ebenso wie in Frankreich ist die Revolution in der allgemeinen An-· s-chauung nicht dasselbe wie etwa in Deutschland .. ,ßei uns sieht man beinahe in allen Kreisen, -die den Geist des Landes bestimmen, die Revolution als ein Verbrechen an, das die „heilige Ordnung, die segensreiche" unterbricht, allein zu dem Zweck. zu zerstören, unfähig ·zum Schaffen. Das ist das Resultat -der deutschen Geschichte, in der es seit dem Bauernkrieg nur: zwei Revol4tionen gegeben hat, deren unvollendeter Ausgang in der offizi,eUen Historie totgeschwiegen oder als nervöse Krankheit ab• -geschwächt wird .. Anders in den lateinischen Ländern. Frankreich pflegt mit berechtigtem Stolz. den Kultus seiner großen Revolution, di,e dem 19. Jahrhundert seinen geistigen Inhalt gegeben hat, und Italien müßte seine ganz,e Geschichte, diese großartige Reihe von Revolutionen, verleugnen, wenn es in der jeweiligen· Verfassung immer das. Ende aller Weisheit sehen wollte .. Italien ist geeinirt, auf revolutionärer Grundlage,' fast aUe seine gr,o.ßen Tage sind Revolutionstage, fast alle seine nationalen Helden - Rienzi, Gari-· ·baldi, Mazzini, Crispi - waren Revolutionäre. Das italienische ~leinbürgertum liebt genau so seine Ruhe und sefn Eigentum wie die· gleiche'. Klasse- in andern Ländern;· aber, groß1 geworden mit revolutionären Ertnnerungen,- fürchtet es nicht':.die Revolution' um ihrer selbst willen, und auch der Sozialismus ist nicht daran ge; scheitert, daß er die Revolution wollte, sondern -daran,. daß er sie· nicht gemacht hat. · Die großen Kapitalisten andererseits sind selbstverständlich gegen jede Bewegung, deren Ausgang man nicht voraussehen kann. ,..,.Siehaben den Fascismus unterstützt, weil sie Angst~.vor ·der sozialistischen Revolutiot:1 hatten, aber sie -haben, ihn im-mer nur ,als zweifelhaften Posten in ihre BHa,nz aufg,enom:men. Sie bezahlren J
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