- 71 - einz-elnen ist mit dem Verlust seiner Stellun,g bedroht. Außerdeiir hat der Fascismus eine Art von Beamtenräten eingerichtet, die in Wirklichkeit nichts anderes als Spitz,elzellen sind. Diese sindicati di C()mpetenza haben nicht etwa soziale oder repräsentative Ob.: liegenheiten, sie sind lediglich dazu da, die Staatsverwaltung r.1 unterstützen Wld gegebenenfalls Vorschläge zu ihrer Verbesserung zu machen. Obendrein werden sie nicht einmal gewählt, sondern von irgendeiner Spitz,enorganisation in Rom ernannt, deren Legitimität allein in ihrer Zugehörigkeit zum Fascismus best,eht. Man begreift, aus was für Charakteren sich di,ese „Räte" zusammensetzen, die weder Fähigkeiten noch das Vertrauen der Bea,mten nötig haben. Es ·sind die unkameraµschaftlichen Streber, Leute, die nur nach oben sehen und aus Eitelkeit und Streberei j-eden Kollegen denunzieren, der nicht bereit scheint, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Allerdings sorgen sie auch daifü,r, daß, die Erbitter:ing unter den Beamten, auf deren. Rücken allein die Regier..tng ihre, vielgerühmten Ersparnisse macht, ständig wächst. . Zunächst jedoch ist klar~ daß die so unterdrückten Bea)nten sich den fascistischen Gewerkschaften anschließen, wo sie wenig• stens einen gewissen Schutz gege·n die drohende Entlassung r.1 firiden hoffen. Außer diesem materiellen Grunde führt noch eine andere Erwägung viele Proletarier in die integralen Organisationen. Sie gehen nämlich davon aus, da,ß, auch die fascistischen Gebilde sich nicht den natürlichen Tendenzen jeder Gewerkschaftsbewegung werden entziehen können, je mehr klassenbewußte .Mitglieder in . ihnen wirken. ,,Wenn" - so ungefähr schließen sie - ,,alle Sozialisten Fascisten werden, wird da,nn nicht der F.ascismus, der nicht über die Widerstandsfähigkeit eines klaren Programms ver„ fügt, sozialistisch werd~n müssen?" - . · . " Derartige Gedanken sind bis in die Reihen der sozialistischen Gewerkschaften hinein verbreitet. Hier zeigt sich von neuem der Einfluß. des Syndikalismus, der die Politik allr.1 leicht unterschätzt. Tatsache ist, daß g,ewisse Sozialisten, die schon nicht abgeneigt waren, in die Regierung Mussolinis einzutreten, mindestens eine Zeitlang mit einer Allianz aller O,ewerkschaften gespielt haben. Der ,rechtssozialistische Abgeordnete Zanniboni hatte im Winter 1923 Unterredungen mit Mussolini rund d' Annrunzio, die-.sich um1 die Bildung eines einzigen apolitischen- Gewerkschaftsverbandes drehten, und obgleich die Sache im Sande verlief, beweist sie jedenfalls, wie groß. damals die Verwirrung in der italienischen Gewerkschaftsbewegung war. Der Mangel einer deutlichen Orientierung -ist besonders bei den Seeleuten ru beobachten, die sich seit vielen Monaten. im Kreis'e drehen und wie e'ine Roulettekugel bald auf Schwarz, bald auf Rot ..,,. fallen. Der Verband der Seeleute hat nach dem Kriege der Reihe nach alle Bewegungen unterstützt, die überhaupt vorhanden waren;
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