- 64 - alle Versuche, das Gleichgewicht des Etats zum Besten der Kap,italisten zu :rerstören, energisch abgewiesen, und es ist schon wieder~ hqlt zu dem Kuriosum gekommen, daß, ihn die Oppositionspress·e gegen den protektionistischen Appetit seiner eigenen Fre:.inde verteidigt haf In Wirklichkeit ·hat er Jedoch nur die Finanzp,olitik der früheren Regierungen fortgesetzt, deren Pläne und Maßnahmen er ausnahmslos übernommen hat. Man darf freilich auch nicht die Leistungen der früheren Regierungen überschätzen. Das Defizit mußte mit der Liquidierung der Kriegs- und Demobilmachungskosten und ~ngesichts dei: Tatsac_he, daß. die italienische Valuta seit geraumer 2.eit ziemlich stabil ist, beinahe von selbst verschwinden. Beim Amtsantritt Mussolinis betrug das Defizit rund 4,5 Milliarden Lire. Abgesehen von dem Verkauf des Zündholzmonoppls hat die fascistische Regierung keine eigene finanzpolitische Maßnahme getroffen, keine neue Steuer ausgeschrieben, sie hat nur die Ersparnisse gemacht, die eine Kommission der· namhaftesten Finanzund Verwaltungskenner bereits s,eit 'geraumer Zeit vorgeschlagen hatte. In der Eisenbahnverwaltung, wo es ihr angeblich gelungen ist, das Defizit auf die Hälfte hinabzudrücken, ist .diese Zahl dabei no.ch keineswegs unzweideutig sicher. Vor allem aber ist die Wir„ kung dieser Ersparnisse mit ihrem rein finanziellen Erfolg noch durchaus nicht geklärt. Besonders in den Verwaltungen des Unterrichts, der Justiz und der verschiedenen Wirtschaftsministerien wird man abwartep müssen, ob nicht hier wichtige öffentliche Dienste schädlich beeinträchtigt worden sind. Im wesentlichen sind sie durch die überaus rigoros,en Entlassungen und Gehaltsverkürzungen der Beamten erzielt worden, so daß ihre Lasten ganz auf die Schultern des wirtschaftlich schwächeren Teils der Bevölkerung gewälzt sind, eine Ungerechtigkeit, die außerdem ein gefährliches Mom,ent von Mißstimmung und Unsicherheit in die Verwalt-:ing gebracht hat. Die staatswirtschaftlichen Aufgaben werden mit dem Verschwinden des Fehlbetrags noch nicht gelöst sein. Erst wenn die 116 Milliarden inneren und äußeren Schulden systematisiert, die Zahlungsbilanz des Außenhandels aktiv ges·taltet und die Währ.ing dadurch ge·oessert sein wird, wird man von einer. Ordnung des Staatshaushalts sprechen können. Was die, äußeren Schulden anbelangt, so denkt kein Mensch in Italien ernsthaft daran, daß sie jemals. bezahlt werden würden. Indessen verlangt die fascistische Regierung - wiederum ganz auf den Spuren ihrer Vorgänge~ rinnen - zunächst nur von England den Verzicht auf seine Forderungen, wofür sie ihrerseits auf die ihr zustehende deutsche Repa- ·rationsquote verzichten würde, während sie den Vereinigten Staaten gegenüber sich bereit erklärt hat, die Italien gewährten An.leihen später (das heißt: niemals) unter ähnlichen Bedingungen wie die mit Großbritannien durch das Baldwin-Abkommen vereinbarten
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