Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 59 - kommen ist, haben die Kämpfe gegen die Eingeborenen oder gegie:n die „Rebellen", wie die Zeitungen ~ie nennen, mit frischer Heftigkeit ~egonnen, und k,e-inTag ve·rging, an dem nicht neue Siege und Eroberungen aus Afrika gemeldet wurden. Wird der Fasdsmus seine Zurückhaltung in d,er äußeren Politik bewahren? Die Rundreise, die er zwischen allen überhaupt möglichen Kombinationen gemacht hat, di,ese impulsiven Schwankungen zwischen Rüstungen und Pazifier:ungsversuchen zeigen bestenfalls doch nur einen Dilettantismus, der vor lauter Zielen kein einziges Wlirklich fest ins Auge zu fassen weiß. Und die nationalistische: Ideologie verla~gt außenpolitische Erfolge. Wird MussoHni, der die Re2;epte Louis Bonapartes ·so gut anzuwenden versteht, sich nicht eines Tags daran erinnern, daß: man durch Krieg,e und Siege voni innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken kann? Friedensliebe und Gerechtigkeitssinn würden s,einen imperialistischen Appetit gewiß zu allerletzt von gefährlichen Brandstiftungen zurückhalten. Die innere Politik des Fascismus Die innere Politik der f ascistischen Regierung mruß.tez!lnächst naturgemäß- in den drei Richtungen verlaufen, die den durch einen Umsturz zur Macht gelangten Regierungen aller Zeiten gemeinsam sind. Erstens: in dem Versuch zur Konkretisierung ihrer Ideologie; zweitens: _in der Befestigung ihrer Macht; drittens: in der Beseitigung der sozial-ökonomischen Schwierigkeiten, deren ·v erheißung ihnen rum Siege verholfen hat. Was den ersten dieser Punkte anbelangt, so hwndelt es sich dabei zunächst um das Erlass-en gewisser Reklamegesetze, die im politischen Sinne nicht sonderlich ernst zu nehmen sind, die aber dartun, wie die• Diktatur sich bemühte, das ganze öffentliche Leben zu durchdringen. Staat und Fascismus werden gleicligesetzt, und Bri,efmarken, Geldstücke und die Zigaretten der staatlichen Regie werden mit dem Rutenbündel ausgegeben. Bei feierlichen Anlässen stellt die fascistische Miliz Ehrenwachen an den öffentlichen Gebäuden, und· an den nationalen P:eiertagen nimmt M'Ussolini im schwarzen H,emd Paraden ab, an denen Truppen des• Heeres, der Flotte und der Miliz in gleicher Weise teilnehmen. Aber die fascistische Regierung wollte nicht nur für die Größ:e, sondern auch für die Reinheit des Vaterlandes sorgen. Im Namen der Sittlichkeit vertrieb sie die Dirnen von der Straß~ und sperrte sie in die Bon-1 delle, machte auf wirklich und angeblich pornographische Bilder Jagd, überwachte die Kabaretts und schloß1 die Spiielsäle. Nach' einem Jahr .änderte sich das freilich. Die Dirnen dürfen wieder .promenieren, die pornographischen Bilder kann man unbelästigt

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