Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 48 - kreise eine Schande für die ganze Menschheit genannt hat; die im •Dezember 1923 einen Sturm auf die römische Wohnung Nittis unternahmen; die die wenigen Versammlungen der Oppositions- .parteien während des , W ah_l„kampfes" niederknüppelten; die schließlich den Wahl„sieg" mit neuen T,errorakten feierten. Ich will nur einen einzelnen Fall nähe·r schildern, der sich im April 1923 in Pisa abgespielt hat und als typisch gelten kann. Der Bericht ist wörtlich aus dem Organ der Popolari, dem „Popolü", übersetzt. · „Am Abend nach den Wahlen begab sich eine Gruppe von bewaffneten Fascisten, darunter die bedeutendsten Elemente des lokalen Fascismus, in einem Lastauto nach einem Hause der Peripherie, um eine Straf~xpedition gegen einen Schuhmacher, einen bekannten Kommunisten, auszuführen. Unter den Fenstern des Genannten angelangt, stiegen sie aus dem Lasta;uto aus und eröffneten ein lebhaftes Feuer gegen die Wohnung, ohne daß der Schuhmacher jedoch ein Lebenszeichen gegeben hätte. Eines der Geschosse der Fascisten traf den Chauffeur des fascisfischen Autos. Die Angreifer hörten unter dem Eindruck dieser Tatsache zu schießen auf, luden den Verwundeten auf das Auto und fuhren eilig in die Stadt. Als sie auf der Straße einen Bauern trafen, der zur Arbeit ging, hielten sie ihn an und zwangen ihn, das Auto zu besteigen, indem sie ihn anklagten, den Chauffe:tr verwundet zu haben, und übergaben ihn unter dieser Anklage den Gendarmen. Am folgenden Tage starb der Chauffeur. Tags darauf schritten die Fascisten zur Festnahme ,eines Grdses. Sie zwangen ihn, aus dem Bett aufzustehen und in ihr Lastauto zu steigen, indem sie erklärten, Polizeik,ommissare zu sein, die ihn vernehmen wollten. Der Greis, d€r von nichts wußte, stand auf, und sobald er den Fascisten gegenüberstand, ergriffen ihn diese mit Gewalt und luden ihn auf das Auto, das sith zur Stadt wandte) während die Frau und die Kinder des Unglücklich·en in Verzweiflung zurückblieben. Während der Fahrt gerieten die Fascisten in Streit mit dem Greis, der fortfuhr, seine Unschuld zu beteu,ern und gegen die Anklagen der Fascisten zu protestieren. Um ihn zum Schweigen· zu bringen, gab ein Fascist dem Armen einen furchtbaren Messerstich in die Kehle, der ihn augenblicklich tötete. Stolz auf den Erfolg des vergangenen Abends, beschlossen die Fascisten, zu demselben System zu greifen. Als sie vor ihrer Rückkehr in die Stadt einen unglücklichen Arbeiter trafen, zwangen sie ihn, das Auto zu besteigen und zeigten ihn als den Täter des zweiten Mordes an." Lediglich durch einen Zufall kam dieser Fall ans 'Licht. Die Regierung griff denn auch diesmal ein, rief den Präfekien ab ·und forderte den Staatsanwalt zu rücksichtsloser Strenge arrf. (Das ist nötig.) Es wurden darat1fhin 2ahlreiche Verhaftungen unter den

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