Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 46 - wurde:. Alle tonangebenden Persönlichkeiten der Partei erhielten wichtig,e Staatsämter oder übten als fascistische ~ommissare· be.: deutsam-e Funktionen aus, die sich von hohen VerwaHangsposten in n-khts unters.chieden. Ihre Tätigkeit wurde infolgedessen durch · •rleue Probleme in· Anspru_ch genommen, und ihre frische Freude am Regieren war viel zu groß, um sie durch Aufrollen v,on Gegensätzen zu stören oder gar zu gefährden. Der Glanz der Macht, die Möglichkeit, Aemter zu verteilen und Senatorenposten · zu vergeben, ist heute überhaupt die stärkste Stütze der Mussolinischen · Diktatur. Ihre Anhänger , sind . noch trunken von dem raschen Siege, das Kleinbürgertum ist geblendet durch die Fanfarenstöße ihrer Reklame, und die politischen Kreise beugen die Knie vor der Gewalt, die ihr ganzes Recht aus ihrer Existenz herleitet. Wer in der Regierung sitzt, der hat immer die stumpfe Menge der Oberflächlichen, der Erfolgsanbeter, der Karrieremacher für sich. Fascist sein, das heißt gegenwärtig den Tornister tragen, in dem vielleicht der Marschallstab der. Zukunft v,erborgen ist. . Das sind auch die Gründe, warum die Fusion mit den. Nationalisten, ungeachtet aller Eifersüchteleien", im Februar 1923. zustande kam: Die Fascisten hatten mit ihrem Bekenntnis zur Monarchie freilich auch den letzten Programmpunkt der Nationalisten angenommen, aber trotzdem stimmten die Nationalisten der. Verschmelzung, die in Wirklichkeit ein Aufgehen im Fascismus war, nur schweren -Herzens zu, und im Lande ging es dabei nicht_ ohne ,blutige Zusammenstöße ab. Denn die Nationalisten waren nicht 111ur :ihrem Programm; sondern auch ihrer Zusammensetzung nach eine aristokratische Partei, während der Fascismus mit seinem Aristokratismus immer ein tätsächliches Plebejertum verbunden hat. Zudem sind die Nationalisten keineswegs völlig von seinem Royalismus überzeugt, und besonders dem Ehrgeiz Mussolinis stehen sie mit deutlichem Mißtrauen gegenüber. Sie mußten sich unterwerfen, weil der große Fascistenrat kurzerhand anordnete, daß _es außer der. fascistischen Mi.Iiz keine Kampforganisation geben dürfe, was einer Auflösung der nationalistischen Truppen gleJchkam, aber sie würdten sich von neuem auf ihre Ursprünge besinnen, falls der Fascismus ihre konservativ-royalistischen Ideen verlassen sollte. ~ · Eine wesentliche Schwierigkeit des Fascismus, die immer sieht~ barer wird, ist sein Mangel an politischen Persönlichkeiten. Abgesehen von den wenigen Führern, die vom Sozialismus- kommen. und von jenen Glücksrittei:n, die sich ihm erst nach seinem Siege. angeschlosse·n haben, besteht die ·Leitung der Partei aus Literaten und· Militärs, meist sehr jungen Leuten, -die sich erst kurze Zeit mit politischen Problemen beschäftigen und nicht die geringste Erfahrung besitzen. Es war nicht einmal möglich, die wichtigsten

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