Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

• - .40 - Leitungen~ heii:nberufen, tt;nd der Parteitag ging auseinander, ohne eine. Frage diskutiert zu haben, ohne Vorstandswahlen, ;ohne ·Recht• fertigung und Entlastu.ng der Führer„ Vierundzwanzig Stunden , -sp_äte~,begann der Marsch auf Rom. . ~uf Facta wurde indessen ein starker Druck ausgeübt, um ihn zum Rücktritt zu veranlassen. Noch einmal erscho11 der Ruf qach· Giolitti. Der Vierundachtzigjährige -erschien noch einmal aU-en_politischen Kreisen als der einzige Mann, der die Situation retten Könnte. Auf der andern Seite gaben. die Fascisten, die· in d~n Nationafisten gefällige Vermittler fanden, zu verstehen, daßi sie bereit wären, in ein Ministerium Salandra einzutreten, wenn sie d~e fünf wichtigsten PortefeuiUes erhielten. Fada gab seine Pemission, und Salandra erhielt den Auftrag zur Regierungsbildung. Aqer sei. es,. daß .das Ang,ebot der Fascisten ·nur ein Bluff gewesen war, sei es, daß die intransigenten Mitglieder ihrer Parteir- •leitung: die Oberhand üb~r die gemäßigteren erhielten, jetzt erklärten sie, nur allein die Regierung übernehmen zu können. Jetzt endlich, während .die Hiobsbotschaften aus imm,er mehr . . ) . Städten eintrafen, während die Fascisten sich bereits der öffentIiche11 Oebä~qe in zahlreichen Or.ten bemächtigt hatten, die entscheidenden Eisenbahnlini~n in Händen hielten und die Spitzen ihr,es ·Heeres· schon in Tivoli waren, entschloß sich Facta. zum Handeln. Obgleich, in Demiss1ion, verhängte er den Belager:tngs- . zustand untl traf alle Vorbereitungen zur Verteidigung der Hauptstadt. Da verweigerte der König seine Unterschrift zu der Verordnung des Belagerungszustandes un.d erteilte Mussolini den Auftra,g zur, Kabinettsbildung. · Obgleich die Verfassung damit nicht verletzt wurde, erhielt " die Revolution durch dieses Hervortreten der Krone ziemlich deutlich ·den Charakter des Staatsstreichs„ Denn wenn der König auch Verordnungen der Regierung erst durch seine Unterschrift in Kraft setzt, ·so ist seine Tätigkeit doch dem Geist der italienischen Verfassung nach dabei lediglich die des Vieröffentlichens. Einen di~ rekten Einfluß auf die O,esetzgebung übt er nicht aus, und tatsächlich war es das erstemal, daß die Dynastie aktiv in den ~hythmus des politischen Lebens eingriff. Die Be.weggründe dazu sind klar; sie entsprangen allein der Furcht, daß die: Wellen des Aufstandes über den Thron hinweggehen könnten. Sicher wurde die Entscheidung nicht vom König persönlich gefällt Viktor Emanuel ist zu. unbedeutend,· um einen so weittragenden Entschluß. zu fassen. Wahrscheinlicher ist, daß die sehr politische Königin-Mutter und der Herzog v,on Aosta, die beide schon früher kein Hehl aus ihren Sympathien für den Fascismus gemacht hatten, die eigentlichen Ur• heber des Aktes waren. Aber wie d~m auch sei, da die Kammer. dem Kabinett Mussolini bald darauf ein Vertrauensvotum erteilte„ ist die Intervention der Krone ohne unmittelbare verfassungsrecht„

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