- 39 -· wachsenden Macht mißtrauisch zu werden, und auch die Gegensätze in der Partei drohten über kurz oder lang zum Ausbruch zu kommen, wenn sie nicht durch eine Aktion ab.gelenkt wurde. Am· 20. · September sprach Mussolini in Udiue. Er griff die englandfreundliche Politik Schanzers aufs heftigste an und erklärte, daß Italien, gestützt auf seine Arm,ee, eine führende Rolle in der Welt einnehmen müßte. Zur Staatsform äußerte er .sich dahin, daß die Fascisten im gewissen Sinne Republikaner seien, weil der König nicht genügend König sei. Aber wenn er sich der fascistischen Revolution nicht entgegenstelle, habe er nichts von ihr zu fürchten. Es war eine deutliche Drohung, die er sechs Tagei später in Cremona, wohin 30 000 Fascisten gekommen w.aren, noch unterstrkh: ,;. . . Der Marsch, den wir an den Ufern des Piave eingeleitet haben, kann nicht haltmachen, ehe er nicht an sein, äußerstes Ziel gelangt 'ist: Rom. Und es wird ~eine Hindernisse geben, die uns aufhalten könnten ... " Noch ein paar Tag,e später sprach er in Mailand: ,,... Die Fascisten haben nicht ihr Blut vergossen, rum Interessen von Ind:ivJduen, Kasten oder Klassen zu unterstützen. Es W1Urdenicht vergossen im Namen einer Sache, sondern es wurde vergossen im Namen einer Idee ... " Der Aufstand hing wie ein Fallbeil über dem Staate. Von allen Seiten liefen Warnungen bei der Regierung ein, zahlreiche Abgeordnete beeilten sich, ih.re Verfassungstreue zu versichern, die , Zeitungen der Linken forderten energische Maßnahmen. Facta tat nichts. Sei es, daß er den Na~hrichten nicht glaubte, sei es, daß er sich für zu schwach hielt, sei es schHeßlith, daß er nicht wollte•; irt jedem Fall ließ er dem Fascismus Zeit, seinen Aufmarsch in aller Ruhe zu organisieren. Am 24. Oktober trat der fascistische Parteitag in Neapd zusammen, und vorsichtige Leute, wie der Präsident der ·Kammer, beeilten sich schon, Huldigungstelegramm·e an Mussolini zu richten. Tatsächlich war es mehr eine Truppenschau als ein Kongre-ß.. 40 000 Schwarzhemden waren - zum Teil bewaffnet - erschienen; sie kamen in Extrazügen durch ganz Italien anger-eist, ohne daß: es ihnen einfiel, sie auch zu bezahlen. Die Rede Mussolinis war so phrasenreich und gedankenarm wie gewöhnlich. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten tat er mit einer Handbewegung ab: sie seien lediglich politische Schwierigkeiten, die mit Energie und Arbeitsamkeit leicht gelöst werden könnten. Der entscheidende Punkt der Rede war jedoch ein feierliches Bekenntnis zur Mon~ archie und zur Dynastie Savoyen, das er ja schon in Udine vo~ bereitet hatte. Das letzte Hindernis,, das der Ergreifung der Macht durch den Fascismus entgeg~stand, nämlich die royalistischen Gefühle_des Heeres und der liberalen Bourgeoisie, war damit beseitigt. Unmittelbar darauf wurden die einzelnen Manipel von ihren lokalen
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