- 31 - krete - den Anschluß: Fiumes und Dalmatiens an lfaHen. Die dritte Erklärung forderte dazu auf, bei allen Wahlen gegen die ehemaligen Neutralisten zu stimmen. Man wird beim besten Willen nicht behaupten können, daß diese Allgemeinheiten ein irgendwie diskutables Programm darstellen. Indessen ze.igte der / ascio bald, daß: sein Charakter nkht in allgemeinen Anschauungen oder in klar umrissenen Zielen r..t suchen sei. Bereits drei Wochen nach seiner Gründung „erstürmten" seine Anhänger die sozialistische Zeitung „Avanti" und. erprobten dabei zum erstenmal ihre später so erfolgreichen Zerstörungsmethoden. Aber damit war ihre Tätigkeit für die nächste Zeit auch beendigt. Bis rum Sommer 1920 blieben sie eine kleine Bande von Abenteurern, Literaten und Narren, die in ihrer Zeitung zwar alle mögldchen Forderungen aufstellten, aber in Wirklichkeit nur ,ein kleiner Mailänder Lokalverein waren, der von niemand ernst genommen wurde. Ihr einziger Realismus, wen.n man so sagen darf, war die Unterstützung d' Annunzios, dessen rhetorische ,,Politik" ausgezeichnet ru ihren Phantasien paßte. Die d' Annunzianer haben ihnen freilich später vorgeworfen, daß sie sich von Giolitti hätten kaufen lassen und daß sie ungeachtet aller feierlichen Proteste nichts Tatsächliches zur W,eiterführung der Fiumaner Unternehmung getan hätten. Wie dem auch sei, im Jahre 1919 waren die Fascisten gar nicht Jmstande, irgendeine wirkliche Aktivität zu entfalten. Bei den Wahlen im November 1919, bei denen sich der fasdo dj, combattimento mit Arditi und Kriegsfreiwilligen ru einem fasdstischen Block vereinigte, brachte er ganze 4000 Stimmen p.isammen, selbstverstäindldch überhaupt nur in Mailand. Erst im zweiten Halbjahr 1920 beginnt der Aufschwung der Bewegung. Dazwdschen liegt der Höhepunkt des Maximalism:us. Wir haben gesehen, wie di,e Sozialisten siich nicht dazu entschließen konnten, die Situation im ,reformistischen oder revo„ lutionären Sinne energisch auszunutzen. Trotzdem hätte ihre deklamatorische Revolution nicht so völlig tin ihr Gegenteil umschlag-eo können, wenn si:e eine wirklJch sozialistische Grundlage gehabt hätte. Der Umstand, daßi sie jedoch nur zum kleineren Teil von einem klassenbewußten Proletariat getragen wurde, mußte den Verlust der wohlwollenden Duldung des Mittelstandes, jener Schichten also, die in ~hrer unklaren Unzufr-iedenhe:it sofort etwas Greifbares sehen wollten, zu einer Katastrophe machen. Dem Sozialismus gelang es nicht, diesen Pseudorevolutionären, die in Wirklichkeit nur Mitläufer waren, obgleich sie den überwiegenden Prozentsatz der Bevölkerung ausmachten, das einzige Beweismittel zu liefern, das sie endgültig überzeugt hätte: den Sieg, die Ergrei„ fung der Staatsgewalt. Statt dessen brachten seine Unüberlegt„ heiten sie auf. Diese ständigen Streiks, die in erster Linie das Publikum und nicht die Kapitalisten belästigten; diese häufigen
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