- 29Die Anfänge des Fascismus Das Wort Fascismus tauchte zum ersten Male im Jahre 1917 auf. Unter dieser Bezeichnung fand~n sich Elemente aus den verschiedensten Parteien zusammen, um den Geist von 1915 zu. beleben und die immer stärker werdende Kriegsmüdigketlt zu bekämpfen. Insbesondere bildete sich auch im Parlament ein /ascio di resistenza, als in Turin ernsthafte Unruhen ausbrachen, aus Rußland die aufregenden Meldungen der Revoluti-on eintrafen und die Niederlage von Caporetto den Sieg der Mittelmächte in gefährliche Nähe zu rücken schien. Im Lande waren die Anhänger dieser Vereiniigungen, die man in mancher Hinsicht mit der deutschen Vaterlandspartei vergleichen kann, m,eist junge Leute, die jede gute oder schliechte Nachflicht vom Kriegsschauplatz zum Anlaß nahmen, um gegen die Neutralisten, hauptsächlich also ,gegen die Sozialisten„ zu demonsfoieren. Sie zogen vor die Arbeitskammem, die Konsumgenossenschaften, die Gewerkschaftshäuser, und sie bezeigten besonders den seit den Kommunalwahlen von 1914 recht zahlreichen so:cialistischen Munizipien ihr Mißfallen. Mit dem Ende des Krieges fiel der sachliche Zweck d,ieser Gruppen naturgemäß fort. Der Sieg war erreicht, und die Gegensätze zwischen den verschiedenen innenpolitischen Auffassungein begannen wieder stärker hervorzutreten. V,or allem aber war die Zeit vorüber, da man unter dem Schutze der Staatsmacht Krieg~- gegner Landesverrätern gleichstellen konnte. Die Massen, die aus den Schützengräben heimkehrten und die das wahre Gesicht des Krieges gesehen hatten, brachten mit ihren blutigen Erf ahrungen den Willen mit, sich ein neues Vaterland zu erkämpfen) in dem kein Raum mehr für d4e Ausschweifungen des NationaHsmus und der Habsucht einzelner sein sollte. Sie duldeten nicht, daß die Heimkrieger und die Schreibtischhelden ihre Feldzüge fortsetzten, wenigstens sorgten sie dafür, daß diese Giftbombenwerfer jetzt auch einmal die Gefahr kennen lernten, die der Kampf gegen einen Gegner mit siich bflingt. Mit Nachsicht behandelten sie dagegen die Kr,iegsteilnehmervereindgungen, die sich die Anerkennung ihrer dreijährigen Leiden nicht nehmen 'lassen wollten. Diese Organisationen waren tatsächlich die einzigen, die es damals wagen durften, ohne Haß und Verachtung vom Kriege zu sprechen. Soweit sie sich um poHtisch-soZliale Fragen kümmerten, waren sie allerdings weit davon entfernt, kapitalistisch-reaktionär zu s-ein, und indem sie die Dankbarkeit des Staates, oder m,it andern Worten.: Arbeit, Brot und Unterkunft forderten, k,onnt.en sie es auch gar nicht sein.
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