.. - 28 - Nach Factas Sturz führten die Gegensätze zwischen Kammerfraktion und Parteileitung endlich doch zum offenen Bruch. Turati ging zum König und erklärte ihm die Bereitschaft der Fraktion,,. an einem Kabinett der bürgerlichen Linken unter dem Vorsitz Bo- •nomas teilzunehmen, um die Gesetze gegen den Fascismus zu verteidigen. Aber jetzt war der Fascismus schon so stark gew,orden, daß. er, obgleich er nur einige dreißig Abgeordnete in der Kammer hatte, den Eintritt der Sozialisten in die Regierung vereiteln konnte. D.ie bürgerlichen Parteien wagten nicht mehr, ihm offen den Krieg zu erklären, und das volkspa,rteilich-demokratisch-so2Jialistischle Kabdnett Bonomis kam nicht zustande. In völliger Ratlosigkeit übelitrug man Facta von neuem die Regierungsbildung. [)j.e Maximalisten dachten jedoch nicht daran, sich durch diese Entwicklung über die Aktion der Turatianer beruhigen zu lassen. Während der Feind vor den Toren stand, führten sie den wahn"" witzigen Bruderkampf fort und drängten die Collaborationisten aus der Partei, obgleich ihre Mehrheit in der entscheidenden Abstimmung nur 20 000 Stimmen betrug. Niemals war eine Politik verblendeter! Wenige Tage, nachdem sich der deutsche Sozialismus geeinigt hatte, während sich in allen Ländern d,ie getrennten Glieder der sozialistischen Familde zum Zus.amm,enschluß, anschickten, spaltete sich die dtaliendsche Partei um eine Doktorfrage, die keine praktische Bedeutung hatte; in einem Augenblick, wo alles darauf ankam, das Trennende zurückzustellen und alle Kräfte . zu sammeln, um die Gegenrevolution abzuwehren. Denn das Ministerium Facta war nur noch die Karikatur einer Regierung. In ihrem schkksalsergebenen Nullismus schien stie aaf ein Wunder Gottes zu warten. Sie bereitete kein Gesetz vor, erließ; keine Verordnung, machte nicht einmal Plij.ne. Ihre Farblos1igkeit ging s.o weit, daß sie nicht einmal bei einer Senatorenwahl irgendwie ausgeprägte P,ersönlichkeiten ~u ernennen wagte. Sie hing wie ein reifer Apfel am Baum und wartete auf denjenigen, der sie abschütteln würde. Die Kapitalisten durch die Krise geschwächt, das Proletariat durch eine fehlerhafte Politik erschöpft und durch den Bruderstreit angeekelt, die Regierun,g ohne jede Kraft: das war dde Grundlage für den Sieg des Fascismus. Die großen Klassen, um die skh daS' ·moderne Leben bewegt, konnten ihm kei~en Widerstand leisten; und das Kleinbürgertum, zum Teil schon durch seine P.hrasen geblendet, sah in seinem Wunsch nach Ruhe in ihm nur die starke Hand, die dem anarchischen Zustand des Landes ein .Ende machen, die Krise bewältigen und eine Aera des allgemeinen Wohlstandes und der nationalen Größe bringen werde. Auf seinem Rücken · konnte sich das personell-militaristische Abenteuer an die Macht schwingen.
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