\ - 106 - . und die Turiner „Stampa" si"nd, sich dabei der demokratischen Ideologie bedient. Das ergibt sich zwingend -aus dem logischen - Gegensatz zur pi_kfatu.r,.u!!d· ist zudenr das·_ein_zigeMittel, um das -Kleinbürgertum zu gewinnen ..: ·· , . : ·. ·An ·sich sind -dfo Kapitalisten freilich mit der .Richtung ·der Mussolinischen Politik ziemlich einverstanden, aber ihr _sprunghafter, 'dilettantischer Charakter erscheint ihnen viel zu unsicher, als: daßi :si1 e ·ihn ·,auf die Dauer zu ertragen Lust hätten. Das Kapital braucht ·unbedingt eine· technisch· gut funktioni•erende Regierung, und der 'Fascismus, ganz von seinen Zielen abgesehen, regiert einfaclv ·schlecht; das isf.. vorläufig das größte Hindernis, das seiner Fundierung entgegensteht. · · Freilich ist die H'altung des --Kapitalismus keineswegs einheitlich. ..Während . die Schwerindustrie und das Agrarkapitäl den Fascismus in eine immer .reaktionärere Sozialpolitik und einen immer :stärkeren Protektionismus z,u treiben versuchen, wünscht das flüssige Kapital eine Wiederherstellung der Demokratie, die Italien auf die .gleiche -Stufe mit den großen .Westmächten stellte. Bisher ist alles -zugunsten der Rechten ge.gangen, aber es ist nicht ausgeschlossen.1, ·daß Mussolini,. der vor allen Dingen, an der Macht bleiben- will~ eines Tages zu Zugeständnissen- an di,e Demokratie bereit wäre. W,ieweit er dazu imstande sein würde, ist jedoch sehr die Fragl!. Die Mehrheit der Kammer,· die ja in Wahrheit nichts anderes ist als eine Sqruadristenkaseme, ist zwar durchaus nicht kompakt, aber · die orthodoxen Fascisten genügen allein, um die Opposition zu majorisieren, auch wenn s1ch die Nkhtfascisten der Mehrheit mit ihr vereinig,en sollten. Und wenn es um die Verteidigung ihrer; Privilegien gehen sollte, würden sie gewiß vor nichts zurückschrecken. Bisher haben sich die fascistischen Abgeordneten, ilie ja fast alle politische· Neulinge sind, diktatorialer gezeigt, als. dem Diktator selbst erwünscht ist. Die Oppositiion rüstet sich denn auch schon, das Beispiel v,on 1900, als Radikale und Sozialisten unter der Führung Giolittis, Cavalottis und Turatis die Kammer Crispis verließen, zu wiederholen. Sehr leicht möglich, daß dadurch das Signal zur entscheidenden Schlacht iregeben werden könnte. Wahrscheinlicher als ·ein pathetisches EQd-eoder eine P.arlamen- · tarisierung fat jedoch die Auflösung des Fascismus in seine ver ... ·schiedenen Bestandteile. Schließlich bleiben die Fascisten auch im schwar~en Hemd Italiener, d. h. auch sie sind dem anarchischregionalistischen Geist des Landes unterworfen. Schon jetzt werden die ·oegensätze in ihren 'Reihen immer stärker, und Einigkeit herrscht eigentlich nur über ihren Appetit. In den Gewerkschaften läß.t sich der Klasseng,eist auf die Dauer nicht unterdrücken, und di,e Tyrannei der kleinen Provinzgrößen ruft immer lebhafteren Widerstand hervor. Die freiwilligen und erzwung.enen Massen• austritte aus der Partei, die blutig-en Zusammenstöße, zu denen es
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