-7Heuchelei ,erscheint. Wie könnte ich auch! Mein Herz schlägt für alle die Werte, die der Fascismus in den Staub tritt, all mdne Gefühle sind bei den Ermordeten, den Mißhandelten, den Eingeker• kerten, den Beleidigten, bei den Opfern des Terr,ors, die kämpfein und leiden für die erhabenen Ideale der Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlfahrt. ... Während ich schreibe, tönt die Melodie der fascistischen Hymne, die heute jeder Leierkasten in Italien spielt, zu meinem Fenster herauf: giovi,nezza, giovinezza, primavera di bellezza .... Vor meinen Augen erscheint noch einmal der unglückliche Novembertag, als nach dem Handstreich sechzigtausend Fascisten ani Grabe des unbekannten Soldaten vorbeimarschierten, während eine Kapelle ununterbrochen das gleiche Lied spie_lte. Sie zogen vorüber, indem sie das Grab mit der Geste der altrömischen Legionäre grüßten, Blumen und Palmenzweige zu seinen Füßen niederwerfend, Und es war viel ehrliche Begeisterung, viel unzweifelhafter Idealismus dabei. Ach! Diese Jünglinge haben das Erbe des Toten schlecht begriffen. Der ·unbekannte So.Idat, w-enn er wirklich die Masse der Namen losen darstellt, ist gewiß nicht dafür gestorben, daß die Diktatur eines engherzigen Nationalismus sein schönes Land knechte und eine kleine Kaste die Tyrannei einer reaktionären Gewaltherrschaft darin errichte .... ,,Vielleicht war er ein Deutscher", sagte mir spöttisch ein Freund, der mit mir auf den Stufen des Denkmals stand. Ja, vielleicht war er ein Deutscher .... Aber auf welcher Seite er auch gestanden haben mag, er hat für das gleiche Ziel gekämpft: daß dieser Krieg"der letzte sein sollte, und daß auf ihn eine menschlichere, zivilisiertere Zeit des Friedens und der Gleichberechtigung folge. Dir, unbekannter Soldat, unser aller Bruder, Vorkämpfer für das bessere Europa der Zukunft, Blutzeuge für das heilige Streben nach einer reineren, helleren Epoche, dir,. unsterbliches Symbol eines he]Iren Opfertodes, widme ich die folgenden Zeilen. Turin Hanns-Erich Kaminski
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