Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 104 - daß die Zukunft des italienischen Sozialismus allein in ein~r W.iedervei:einigqtlig mit d.en Unit~riern Hegt, gewinnt n~ch -<;lern Ausschejden <;.ler Teriintern~tio,n.~listen in ihre-.o Reihen offienbar• an Boden. Sie ist in der Tat da~ einzige Mittel, um d;j,e Sy.mp.a.thien:, ~ie sich der Maxim.alismus durch seinen Kampf und mehr noch ' durch seine Op,fer erworben hat, d~r .A,r~iterbeweg,ung nutzbar zu machen. Die unitarischen Sozialisten haben vor den Maximaliste.n zweierlei voraus: · Einmal sind sie, die immer Gegner der revoluttonären Taktik · waren, durch ihren Mißerfolg nicht bloßgestellt. Zum andern haben sie eine Anzahl Führer, die a.o Talent und Kenntnissen das bei den Kommunisten und Maximalisten herrschende Mittelm<lß beträchtlich überragen. Insbesondere Filippo Turati ist nicht nur 1 eine Persönlichkeit von unbedingter Lauterkeit, sondern auch ein tatkräftiger Organisator, und er besitzt eine Autorität, die bis weit in die Reihen der Bourgeoisie hinein anerkannt wird. Der Umstand, daß die Partei erst unmittelbar vor dem Si-eg.e des Fascismus gegründet werden m,ußte, legt ihr freilich Schwierigkejten auf, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Si,e mußte i}_lre Organisation in einer Zeit aufbauen, da Italien widerhallte von dem Lärm der Putschtage, und auch ihr Organ„ die „Giustizia", fiel dem Terror der Sieger vorübergehend zum · Opfer. Sicher ist sie auch heute noch an Zahl nicht im entferntesten mit der alten Einheitspartei zu vergleichen, aber daß. ihre bedachtsame Politik ein Zentrum von ständig zunehmender Anzieh'!.tngsktaft darstellt, bewiesen die Wahlen, aus denen sie als die stärkste proletarische Partei herv,orging. Während die Maximalisten noch imm,er nicht recht wissen, ob sie eine demokra!tisohe oder e,ine diktatorische Partei sind, ob sie den Fascism.us auf dem Boden der Verfassung oder im Namen der reinen Revolution bekämpfen sollen, betonen die Unitarier deutlich ihren dem,okratischen Standpunkt und versuchen, alle freiheitliebenden Elemente zur Verte,idigung der Gesetze und zur Wiederherstellung des Parlam·entarismus zu sammeln. Die revolutionären Gralsritter mögen dieses Programm billigen oder verurteilen, s-o viel ist gewiß, daß• unter dem Schlachtruf: ,,Für die Freiheit Italiens!" sich am ehesten Kommunisten und Maximalisten, Unitarier und Republikaner, Demokraten und Popolari zusammenfinden können. Der Sozialismus wird und kann dabei nicht zu kurz kommen. Der Sozialismus kommit niemals zu kurz, wo der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit geführt wird. Und die italienischen Arbeiter haben bei den Wahlen und sogar am 1. Mai bewiesen, daß sie ihre alte Fahne nicht vergessen haben. Dreißig Jahre Klassenkampf, dreißig Jahre Kulturarbeit, die Erinnerung an so viele Kämpfe und Leiden vermag eben auch kein M:ussolini auszulöschen.

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