Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

- 103 - -müssen sie zu den Todfeinden der Diktatur machen .. Wie ihre Niederlage der ·Sieg des·. Fascism-us war, so muß jede Schwäch:mg des• Fascismus ihre Stärkung· bedeuten .. Zwischen Sozialismus und Fascismus liegt in Wahrheit der Kampf um die G,estaltung der italienischen Politik. · · · Von den Anarchisten ausführlicher zu sprechen, darf ich mir v•ersagen, obgleich sie einen gewissen Anhang besitzen :rnd obgleich ihr Führer Malatesta, der der Ue.berzeugung seiner ·bakunistischen Jugend treu geblieben ist, ohne Zweifel eine iuiantastbare Persönlichkeit ist und rein menschlich a!le Sympathie·n verdient. Ihre phantastischen Pläne und ihre sinnlosen Attentate machen sie jedoch zu keinem ernsthaften politischen Faktor. Sie sind Kinder, die, selbst wenn sie· eine Märtyrerkrone tragen, noch lange keine Erwachsenen werden. Was die Kommunisten anbelangt, so waren sie ·niemals eine große Partei, obschon es die Fascisten gerne glauben machen möchten. In Wirklichkeit sind sie heute zahlenmäßig · stärker als je, und die Wahlen brachten ihnen einen beträchtlichen· Erfolg. Sie verdahken ihn jedoch wohl in der Hauptsache den sogenannte:n Terzinternationalisten, dem linken Flügel der· Maximalisten, die im Herbst 1923 unter der Führung Serratis, Maffis .und Buffonis ihre Partei verließen, weil sie nicht zum zweitenmal in die dr-itte. · Internationale eintreten wollten. Bisher sind sie allerdings noch nicht in die ko.mmunistische Partei eingetreten, aber ihre Mitglieder, sitzen in der gleichen Fraktion und schreiben in denselben Bl_ättern.,. so daß. es sich dabei nur um eine belanglose Formfrage handelt*). Die wahren und mit Recht Kompromittierten sind die heute an Zahl nur noch wenig stärkeren Maximalisten. Sie waren die . eigentlichen Träger der revolutionären Bewegung, und auf ihr Haupt in erster Linie kommen. alle die enttäuschten Hoffnungen,, die nutzlosen Opfer und die vergeblichen · Anstrengung,en des italienischen Proletariats. Zurzeit befindet sich die Partei in eirier geradezu trostlosen Lage. Ihre Organisationen sind zertrümmert, ihr einzig übriggebliebenes Organ, der „Avanti", den die letzte Zerstörung durch die Fascisten (Frühjahr 1923) 400 000 Lire kostete, hält sich nur mit Mühe über Wasser, Taus-ende ihrer 1\1.itglieder sitzen in den Gefängnissen. Auf ihrem Parteitag im April 1923 waren nur. 10 000 Stimmen vertreten. Man stritt sich dabei noch· einmal um die zeitgemäßen Fragen des Anschlusses an die dritte Internationale, der Vereinigung mit den ~ommunisten !tnd di-e ,Aufgabe des Namens Sozialiste·n, Fragen, die die Partei in nicht weniger als vier Fraktionen teilten. Nur mit Mühe und für ~urze Zeit blieb die Einigkeit erhalten. Immerhin siegte die vernü_nftige Richtung mit schwacher Mehrheit, und die Auffassung, "') Die· Vereinigung der beid,en Partei-en ist im September 1923 auch formell durchgeführt.

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