Hanns-Erich Kaminski - Fascismus in Italien

.. - 101 waltung und der Finanzen er~rben haben. Der Dilettan:tism·:ts der fascistis_ehen Regierung muß: schon daher auf ihren. ständig w·achsenden Widerstand stoßen. Deutlicher als in der Kammer kommt das in ihrer Presse zum Ausdruck. Hauptsächlich die ,,Stampa'' und der „Corriere ·della Sera" sind in ihrer Sprache zusehends schärfer geworden und ergreifen täglich einen neuen Anlaß. zu Angriff·en auf die 'Diktatur, obgleich sie ihre völlige Verurteilung nur zwischen den Zeilen verstehen lassen. Gleichzeitig: spiegelt sich darin die Haltung der leichten Industrie, des Bank-. und Handelskapitals wider, die den Fascismus immer abgdehnt haben, während die Zeitungen ,der Agrader und Schwerindustriellen, die ja überall einen engeren. Horizont und weniger Sinn für wdtwirtschaftliche Zusammenhä.nge als die Besitzer des beweglichen Kapitals haben, vorläufig noch zufrieden sind. Der Protektionism:is und die Subventionspolitik der fascistischen Regier:mg kommt ihnen freilich auch in erster Linie zugute. Unbedingt und unversöhnlich oppositionell ist ·dagegen der linke Flügel des demokratischen Liberalismus. Aber die konstitutionellen Demokraten, die, nachdem Bonomi in den Wahlen durch-. gefallen ist, von ·Amendola geführt werden, sind nur eine kleinie Gruppe, die hauptsächlich in Süditalien gewählt und folglich organi~ satorisch sehr schwach ist. Ihr Organ, der „Mondo", der allein von den nittianischen Blättern übriggeblieben ist, kämpft jedoch mit anerkennenswerter Tapferkeit und genießt eine wachsende V,erbreitung. Ebenso klare und offene Feinde des Fascismus sind die Rep:iblikaner, die mutig ihr Ideal der mazzini.anischen Republik ·gegen die Diktatur verfechten. Diese kleine Partei ähnelt in mancher -Beziehung den früheren Nationalisten, obgleich sie in ihren Zielen den diam,etral~n Gegensatz zu deren nationalistischem Royalism-us bildet. Wie jene, ist auch sie nur eine kleine Schar von lntellek, tuellen, deren Programm reinste Romantik ist. Die individua~ li5tisch-demokratische Republik im G·eiste Mazzinis ist vielleicht ein holder Traum, aber sie läß;t. alle polaren Kräfte des kapitalisti1 sehen Staates außer acht, und ihre Anhänger werden immer bleiben müssen, was Mazzini Zeit seines Lebens blieb: eine Art öffentlichen Gewissens, die ewige Oppositi,on des Ideals gegen die Wirklichkeit, Wegbereiter und 'Kritiker. Wenn sie wirklich einmal zum Handeln kommen sollten, würden · sie ebenso rasch wie die Fascisten erfahren, daß heutzutage nur kapitalistisch oder sozialistisch regiert werden kann. Unvergleichlich einflußreicher als alle diese Gruppen, die immer mehr die Exekutoren als die Führer der öffentlichen Mei,- nung bleiben, ist der partito popolare, dessen Stärke au.eh die fascistischen Wahlen erneut bewiesen. Nach den Proben, die sie bisher abgelegt haben, ist jedoch auch von den Popolari keine

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