- 98 - Diesen Leuten ist es wenig um große politische oder ökonomische. Gesichtspunkte zu tun,. sie wünschen in erster Linie wieder . ihr Huhn in der Pfarine, ihre.n Wein auf dem Tisch zu haben, in zweiter sic.h,ohne Anstrengungen für ein bißchen Moral und. ein bißchen ·Poesie begeistern zu können. Sie begnügten sich vor dem Kriege. im allgemeinen damit, die verschiedenen demokratischen Gruppen, zu wählen; .dann wurden sie Sozialisten und. ein _wenig später. F.ascis.ten,sowohl aus_Haß ,ttnd Neid gegen die Schieber, als auch, weil sie. sich nach einer starken Hand sehnten. Jetzt, da sie zu begreifen beginnen, .daß. auch der Fascismus sie nicht wieder in ihre alten Lebensbedingungen einzusetzen· vermag, wenden sie sich langsam wieder von ihm ab. . . Vor allem sind es die Beamten,. .unter denen die Entlassungen.· und Oehaltskürzunge~ einen Unwillen hervorgerufen haben, der noch verstärkt wird durch den .Dilettantismus der . fascistischen · Regierung. Niemand sieht deutlicher als gerade sie,. wie die Diktatur ihre angebliche .Sanierung der Staatsfinanzen auf dem Rücken der schwächeren Teile der Bevölkerung durchführt, also die Prole-. ~arisierung des Mittelstandes nicht etwa rückgängig macht,. sond~rn im..Gegenteil fördert.· Niemand besser als gerade sie können die sachliche Unfähigkeit der . fascistischen Minister, ihre personale, Günstlingswirtschaft, ,ihren überheblichen Parteiegoismus beurteilen .. Der Zwang. der Krise, die jede Entlassung geradezu tödlich macht_, der Druck der. fascistischen Gewerkschaften und das Spitzelsystem. der. sindacati. d:i competenza sind kaum noch imstande, diese Beamtenopposition in Schranken zu halten. Besonders unter den Eisenbahnbeamten, die· die stürmischsten und bestorganisiertesten Anhänger sowohl der Sozialisten als. auch der Fascist.en waren_, ist diese Stimmung dm ständigep_ Wachstum. . Beachtenswert. jst ferner die Zunahme der Mißstimmung in der Armee. Zum Te:il liegt sie an dem Mißtrauen, das viele Offiziere· g,egenüber der Königstreue Mussolin.is empfinden - das Offizier-.: korps ist die· stärkste .Stütze de·r Dynast,ie -. , .zum größen!n Teile jedoch an dem Gegensatz zwischen Heer und fascistischer Miliz. , · ,,Es kann seltsam scheinen, daß ein Oberstleutnant. der Armee - ein erfahrener Mann, der heldenhaft den langen Krieg mit-. gemacht und mühsam seinen Rang erworben hat - der Untergebene ein~s· Obersten der Miliz ist, eines. jungen Menschen, der im· November; 1918 kaum Leutnant war." Das ist ein Satz aus einer fa,sci.stischen (lropagandaschrift, und er ist zu. bezeichnend, als ·daß,. er. no<;h ein· Wort der: Erklärung· ..nötig hätte. Da~ itali.eni~clre. OfJbterkorps :h~t allerdings nicht die solid~rische. Uebe.rheblichkett des; .früheren deutschen Qffizierkorps, aber .es liegt a~f der Hand, da6 die Bevorzugung_ der Miliz, von· der bei allen ifeierlichen Gelegenheiten das ~Heer.in,den Hintergrund gedrängt .wird, s~in Ehrgefühl auf das stärkste beleidigen. muß. Da es ni~ht .die·Vprrechte „ ~ ,, . . - ..... .
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